Hauptseite
www.mein-wilthen.de

[Bergbaude] [Gaststätte] [Zimmer] [Speisen &Getränke] [Sage]

Sora — das Dorf ohne Sperlinge

Auf einer Anhöhe vor dem Picho liegt das Dörfchen Sora,
von dem aus ein herrlicher Fernblick über das Lausitzer Gefilde
und die endlos erscheinende Heide im Norden erfreut.
Dem Wanderer bleibe es überlassen nachzuprüfen, ob zwischen den Gehöften
der Bewohner und auf den Wegen heute wieder das tschilpende Volk der Sperlinge
lärmt oder die Sage recht behalten hat, die uns berichtet, daß seit einem gewissen
Tage Sora das Dorf ohne Sperlinge wurde.

Das hat sich so zugetragen: Vor langer Zeit, als die Zigeuner noch ein ruheloses
Leben führten und landauf, landab zogen, rumpelte eine solche Gruppe mit Pferden
und Wagen durch das Bergland. Die Zigeuner pflegten in den Dörfern für einige
Tage halt zu machen, um die Bewohner durch kleine Künste zu erfreuen, ihnen mit
Hilfeleistungen zur Hand zu gehen, wohl auch die Zukunft vorauszusagen und sich
so ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu erwerben. Aber die Dorfleute sahen
solch fahrendes Volk nicht gern. Und so geschah es dann, daß sie in den Dörfern
um den Picho überall abgewiesen wurden.

Schließlich kamen sie recht lustlos und bedrückt auch in Sora an und hatten wenig
Hoffnung, hier auf ein paar Tage mit ihren Wagen, aus denen braunäugige Kinder
und Frauen herausschauten, bleiben zu können. Wie freuten sie sich aber, als die
mitleidigen Soraer einen Platz anwiesen, wo sie Pferde und Wagen aufstellen
konnten. Und als sie gar noch manche kleine Wohltat von den gutmütigen
Bewohnern erführen, waren sie glücklich. Daher erwiesen sie ihnen bei der
Weiterfahrt auch einen Dank auf ihre Weise. Einer der Zigeuner sprach eine
Zauberformel. Und von diesem Tage an ließ sich kein Sperling mehr im Dorf oder
auf den Getreidefeldern sehen, um durch sein genäschiges Treiben Schaden
anzurichten.